· 

Rückruftraining

Diese 5 Fehler solltest Du unbedingt vermeiden!


Die Beziehung zwischen Mensch und Hund ist eine einzigartige und bereichernde Bindung. Damit unser vierbeiniger Begleiter im Alltag sicher und harmonisch agieren kann, ist das Rückruftraining von entscheidender Bedeutung. Ein zuverlässiger Rückruf ermöglicht es, den Hund aus potenziell gefährlichen Situationen abzurufen und ist er auch Grundlage für den Freilauf. Doch trotz bester Absichten können dabei einige Fehler auftreten, die den Erfolg des Trainings beeinträchtigen können. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir, welche Fehler vermieden werden sollten und wie der Aufbau eines erfolgreichen Rückruftrainings gelingt.

Fehler Nr. 1: Den Rückruf nicht aufbauen - Die Handlung mit dem Signal verknüpfen

iner der häufigsten Fehler beim Rückruftraining ist das Versäumnis, die Handlung des Rückrufs mit dem eigentlichen Signal zu verknüpfen.

 

Ein effektiver Rückruf erfordert, dass der Hund das gesprochene Signal mit der Aktion des Zurückkommens, bis vor den Menschen, in Verbindung bringt. Viele Hundebesitzer:innen verwenden das Signal, ohne zuvor sicherzustellen, dass der Hund tatsächlich versteht, was er tun soll. Beim Rückruf muss der Hund alle Ablenkungen in der Umwelt ignorieren und direkt zu seinem Menschen laufen.

 

Das klingt so einfach, erfordert aber viel Training.

 

Fehler Nr. 2: Unbeständigkeit im Training: Konsistenz ist der Schlüssel

Ein oft übersehener Fehler ist mangelnde Konsistenz.

 

Ein solides Rückruftraining erfordert Zeit, Geduld und eine gleichbleibende Herangehensweise.

 

Oftmals neigen Hundebesitzer:innen dazu, das Training unregelmäßig durchzuführen oder nur dann, wenn es gerade bequem ist. Dies kann dazu führen, dass der Hund verwirrt wird und nicht sicher versteht, was von ihm erwartet wird. Um diesen Fehler zu vermeiden, ist es wichtig, das Training in den Alltag zu integrieren und sich konsequent daran zu halten.

 

Regelmäßiges Training, idealerweise täglich, hilft Deinem Hund, das Rückrufkommando besser zu verinnerlichen. Auch das Verwenden von unterschiedlichen Signalen verwirrt den Hund und verlangsamt Dein Training. „Bello hier, Komm, Hierher“ schallt es oft durch den Hundepark. Besser ist es, sich für 1 Wort zu entscheiden, das Signal wirklich gut aufzubauen und dieses dann beizubehalten.

 

Fehler Nr. 3: Verwendung von Strafe und Druck: Positive Methoden sind effektiver

Das Rückruftraining sollte auf positiver Verstärkung basieren. Vermeide unbedingt die Verwendung von negativen Methoden, Druck oder Bestrafungen, wenn Dein Hund nicht sofort auf den Rückruf reagiert. Negative Erfahrungen können das Vertrauen Deines Hundes beeinträchtigen und sein Verhalten negativ beeinflussen. Frage Dich selbst: Würdest Du auf einen wütenden Menschen zugehen oder lieber auf Abstand bleiben?
Setze stattdessen auf Belohnungen wie schmackhafte Leckerlis und tolles Spielzeug, wenn Dein Hund erfolgreich auf den Rückruf reagiert. Durch diese positiven Erfahrungen wird Dein Hund motiviert sein, das gewünschte Verhalten zu wiederholen.


Die Umwelt selbst hält viele „Belohnungen“ für den Hund bereit. Verfolgt der Hund beispielsweise eine Wildspur, werden Hormone ausgeschüttet, die dieses Verhalten im Hund belohnen, selbst wenn der Hund nicht an seine Beute kommt. Wir stehen also, mit unseren Belohnungen, in ständiger Konkurrenz mit den Belohnungen, die sich der Hund aus der Umwelt holen könnte. Ein Futterbrocken vom normalen Trockenfutter, aus der Hand gefüttert, reicht hier meistens als Belohnung nicht aus, wenn der Hund z.B. aus einem lustigen Spiel mit den Hundefreunden zu uns kommt, um den Rückruf zu würdigen.


Überlege Dir deshalb, welche Belohnung dem abgebrochenen Verhalten am nächsten kommt, um den Rückruf zu verstärken z.B. Abruf von einem flüchtenden Hasen  wirf einen Ball oder ein Superleckerli welche der Hund verfolgen darf. Die Belohnung muss vom Hund auch wirklich als Belohnung empfunden werden. Nicht wir entscheiden, was eine Belohnung ist, sondern der Hund.

Fehler Nr. 4: Rückruf in negativen Situationen: Verhalten im Alltag hemmen

Ein häufiger Fehler besteht darin, den Hund NUR dann zurückzurufen, wenn er ein Verhalten zeigt, das er abbrechen soll (z.B. Buddeln, Jagen, Schuhe klauen, Spielen).

 

Wenn der Hund den Rückruf mit dem Hemmen von Verhalten verknüpft, wird er das Signal möglicherweise irgendwann ignorieren oder vermeiden. Der Rückruf kündigt dann das Ende von Spaß an. Der Rückruf sollte aber stets mit positiven Erlebnissen in Verbindung stehen. Rufe Deinen Hund in neutralen oder angenehmen Situationen zu Dir und belohne ihn reichlich, um eine positive Assoziation mit dem Rückruf aufzubauen.

 

Wenn der Rückruf mit ausreichend positiven Erlebnissen und Spaß verknüpft ist, klappt er auch bei Wildsichtungen oder in der Hundezone beim Spiel mit den Hundekumpels.

Fehler Nr. 5. Ablenkungen ZU SCHNELL  hinzufügen: Geduld ist der Schlüssel

Das Training in einer ablenkungsfreien Umgebung (z.B. im Wohnzimmer) zu beginnen, ist ein guter Ausgangspunkt. Um das Training effektiv zu gestalten, ist es wichtig, schrittweise Ablenkungen hinzuzufügen. Nur weil der Hund in einer leeren, ruhigen Straße abgerufen werden kann, heißt das nicht, dass der Rückruf auch beim weglaufenden Hasen klappt.


Hunde werden draußen von vielen interessanten Gerüchen, Geräuschen und anderen Tieren abgelenkt. Baue diese Ablenkungen allmählich in Deinen Trainingsplan ein, um sicherzustellen, dass Dein Hund auch in herausfordernden Situationen zuverlässig auf den Rückruf reagiert.
Tipp: Schreibe Dir gleich eine Liste mit Dingen, die Dein Hund spannend findet und ordne diesen Ablenkungen Nummern von 1: „leichte Ablenkung“ bis 10: „Hund reagiert nicht mehr auf den Menschen“ zu.

 

Beginne jetzt mit Deinem Hund alle Situationen mit der Nummer 1 zu trainieren. Nur wenn in dieser Ablenkungskategorie alles klappt, gehst Du zu Nummer 2 weiter. 
Für alle anderen schwereren Ablenkungstrigger nutze Management: Die Schleppleine mit 10-15 Metern ist hier Dein wichtigster Begleiter. Sie verhindert, dass der Hund unerwünschtes Verhalten, z.B. Hasen jagen, übt. Sei da wirklich konsequent!

 

Rufst Du Deinen Hund in noch nicht geübten Situationen z.B. 10-20 Mal mit Deinem Rückrufsignal immer wieder und er kommt nicht, wird der Hund lernen, dass das Rückrufsignal keine Bedeutung hat. Management ist also ein wichtiger Baustein in Deinem Trainingsplan.

 

So baust du Deinen Rückruf fehlerfrei auf:


1.    Der Anfang ist der Schlüssel:

Beginne das Rückruftraining, indem Du Deinen Hund, wenn er direkt vor Dir steht, zu Dir rufst und ihn sofort mit einer hochwertigen Belohnung (z.B. Schinken, Käse, mit dem Lieblingsspielzeug zerren) bestätigst. Ja, Du hast richtig gelesen, Du startest mit der Endhandlung des Rückrufs, der Hund ist also schon bei Dir. So verknüpft der Hund erstmals: „Das Rückrufkommando ist toll, es zahlt sich für mich aus zum Menschen zu kommen“. Diese Verknüpfung zwischen Rückrufsignal und Belohnung ist entscheidend. Sie bildet die Grundlage für ein zuverlässiges Rückruftraining und stärkt die Kommunikation zwischen Dir und Deinem Hund.

2.    Wiederholung und Konsistenz:

Wiederhole diesen Vorgang in kurzen, positiven Trainingseinheiten und an verschiedenen Orten. Achte darauf, das Signal nur dann zu verwenden, wenn Du sicher bist, dass der Hund bereits in Deine Richtung schaut und Du seine Aufmerksamkeit hast. Gib Deinem Hund genügend Zeit, die Verknüpfung zwischen dem Signal und der Handlung zu verstehen. Jeder Hund lernt in seinem eigenen Tempo.


3.    Distanz erhöhen:

Steigere langsam die Entfernung zwischen Dir und dem Hund, während Du den Rückruf übst. Achte darauf, dass der Hund weiterhin auf das Kommando positiv reagiert. Die Belohnung bekommt der Hund sofort, wenn er bei Dir ankommt, noch im Stehen. Er muss sich nicht hinsetzen, denn Du möchtest den Rückruf und nicht das Sitzen belohnen.


4.    Verschiedene Umgebungen:

Übe den Rückruf in verschiedenen Umgebungen an der Schleppleine(!!!), um sicherzustellen, dass der Hund das Signal unabhängig von der Situation versteht.


5.    Füge nach und nach Ablenkungen von Deiner Ablenkunsliste hinzu. Beginne mit leichten Ablenkungen und steigere langsam die Schwierigkeit, um sicherzustellen, dass der Hund auch unter erschwerten Bedingungen reagiert. Benutze das neu aufgebaute Rückrufkommando immer nur dann, wenn Du sicher bist, dass der Hund kommt. Für alle anderen Situationen benutze die Schleppleine, bis Du die jeweiligen Ablenkungen trainieren konntest.


6.    Wenn Du Dein Rückruftraining schrittweise aufgebaut hast, wirst Du einen Hund bekommen, der gerne und freudig, auch bei großen Ablenkungen, zu Dir kommt.

Der Rückruf ist eines von den Basissignalen, welches IMMER hochwertig belohnt werden sollte. Wenn Du Deinen Hund nicht mehr für das Zurückkommen belohnst wird der Rückruf wieder schlechter werden, da die „Belohnungen“ aus der Umwelt z.B. Wildspur verfolgen immer in Konkurrenz zu Deinen Belohnungen stehen.

Wenn Du bei einem Trainingsschritt nicht weiterkommst, wende Dich gerne an einen Trainer/eine Trainerin der VÖHT.

 

Fazit: Ein verlässlicher Rückruf für eine starke Bindung

Rückruftraining ist von großer Bedeutung, um eine sichere und harmonische Beziehung zu Deinem Hund aufzubauen und dem Hund Freilauf zu ermöglichen. Indem Du diese häufigen Fehler vermeidest und stattdessen auf positive Verstärkung, Konsistenz und schrittweises Training setzt, kannst Du die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Dein Hund zuverlässig auf den Rückruf reagiert.

 

Denke daran, dass jeder Hund individuell ist und sein eigenes Tempo hat.


Mit Geduld, Verständnis und einer positiven Herangehensweise kannst Du Deinem Hund beibringen, aufmerksam und freudig auf Deinen Rückruf zu reagieren – ein wichtiger Schritt zu einem glücklichen Zusammenleben.

 

 

Viel Spaß beim Üben


Michaela von Herz & G’spia Tiertraining
www.herzundgspia.at

www.vöht.at/michaela-mikovits/

(Bei Herz & G’spia finden regelmäßig Rückruf- und Freilauftrainingskurse in Wien-West statt.)

 

Fotos: Michaela Mikovits

Anmerkung der VÖHT:

Die Blogtexte geben die individuelle Meinung und Herangehensweise der Autorin, des Autors wieder.