· 

Neulich im Fernsehen: Sinn oder Unsinn von Strafe

Leider sieht man es ganz oft im TV-Hundetraining: Hunde, die körperlich vom Menschen bedrängt, mit Gegenständen beworfen oder gezwickt, gepiekst oder gerissen werden. Ziel ist die Unterbrechung eines unerwünschten Verhaltens z.B. Bellen. Die Gefahr dabei ist: Hunde, die beispielsweise mit einem Schlüsselbund beworfen werden, können in einer solchen Situation abschnappen oder gar zubeißen, zeigen Meideverhalten oder gar Angst. TrainerInnen, die so trainieren, arbeiten über Strafe.

 

Da gibt es die positive Strafe (positiv im Sinne von „hinzufügen“), hierbei wird der Hund mit etwas Unangenehmem gestraft, damit z. B. das Bellen in Zukunft nicht wieder auftaucht. Das kann sein: ein mehr oder weniger schmerzhafter Stoß in die Seite, Schlagen oder Treten oder Bewerfen mit Gegenständen aller Art.


Es gibt auch die negative Strafe. Hier wird dem Hund etwas Angenehmes verwehrt. Wir entziehen dem Hund zum Bespiel unsere Aufmerksamkeit und ignorieren ihn über mehrere Tage. Auch diese Maßnahme soll in Zukunft die (unerwünschte) Reaktion des Hundes reduzieren.

Der Phantasie der Menschen sind in Sachen Strafen kaum Grenzen gesetzt – vom Stromschlag bis zum Kellerarrest!

 

Wird Strafe richtig eingesetzt, könnte sie funktionieren und zwar schnell. Es gibt aber beim Strafen einige Stolperfallen. Möchte Mensch richtig „strafen“, müssen die folgenden Bedingungen ALLE erfüllt sein

 

1. Der Mensch hat lediglich 1-1,5 Sekunden Zeit, um den Hund zu bestrafen. Nur dann kann dieser die Strafe sicher mit seiner Handlung verknüpfen.
2. Damit Strafe wirkt, muss der Mensch das Verhalten IMMER bestrafen!
3. Die Intensität von Strafe muss genau richtig sein, um das Verhalten sofort zu unterbrechen. Strafen, die man ständig wiederholen muss, sind nicht wirkungsvoll!
4. Das Trainingssetting muss zu 100% kontrollierbar sein, da beim Einsatz von Strafe die Gefahr einer Fehlverknüpfung besteht. Der Schlüsselbund fliegt. Der Hund sieht in dem Moment ein Kind und verknüpft den Schmerz oder den Schrecken mit dem Kind.

 

Lässt man sich die Bedingungen einmal durch den Kopf gehen, stellt man ehrlicherweise fest: wir Menschen sind zu langsam zum Strafen und können die Rahmenbedingungen in der Regel nicht so steuern, wie wir möchten.


Deswegen ist und bleibt Strafen einfach konzentrierter Blödsinn!

 

Die meisten Probleme lassen sich beheben durch
• Ursachenforschung
• Schulung von Halter oder Halterin
• Veränderung im Umfeld des Hundes

 

Und indem man dem Hund beibringt, anders auf die Herausforderung zu reagieren als bisher.


Training benötigt Zeit, Wissen und Geduld, aber niemals Gewalt.