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Scentwork für (verhaltenskreative) Hunde

Scentwork macht Spaß,

c)grinsehunde
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ist spannend, lastet das Hirn unserer Hunde optimal aus und zeigt uns Menschen die unglaublichen Fähigkeiten unserer Hunde.

 

Es kommt ursprünglich aus der Polizeiarbeit – genauer aus der Arbeit von Drogen- und Sprengstoffspürhunden. Aber nicht nur Hunde, die für Polizei, Zoll oder Armee ausgebildet werden, können Gerüche finden. Es gibt kaum Hunde, die keinen Spaß daran haben, ihre Nasen einzusetzen.

 

Unsere Hunde als Nasentiere

Hunde haben bis zu 220 Millionen Riechzellen und sie können bis zu 300 mal pro Minute gleichzeitig ein- und ausatmen. Dadurch bricht der Geruchsinformationsstrom zum Hirn niemals ab. Rund 10% des Hundehirns sind alleine für die Verarbeitung von Gerüchen reserviert. Vergleicht man dies mit uns Menschen, die nur mit rund 1% ihres Hirns Gerüche verarbeiten, so wird offensichtlich, wie unglaublich wichtig Schnüffeln und das Erleben und Verarbeiten von Gerüchen für unsere Hunde sind.

 

Aufbau – eine kurze Einführung

c)grinsehunde
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Passive Suche

 

Hier lernt der Hund ein statisches Anzeigeverhalten, wenn er seinen Zielgeruch gefunden hat. Es kann im Liegen, Sitzen oder Stehen angezeigt werden. Wichtig ist nur, dass die Position so lange beibehalten wird, bis der Mensch den Fund verifiziert hat.

 

Aktive Suche

 

Bei der aktiven Suche wird ein oder mehrere Gegenstände mit dem Zielgeruch imprägniert und der Hund sollte den Gegenstand zu seinem Menschen zurückbringen. Um zu verhindern, dass Hund „nur“ mit den Augen nach seinem Gegenstand Ausschau hält und seine Nase nicht einsetzt, werden im Laufe des Trainings auch idente Gegenstände ohne Geruch ausgelegt.

 

Der Hund ist also wirklich auf seine Nase angewiesen, um die gestellte Aufgabe erfüllen zu können.

 

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Welche Gerüche?

 

Generell können alle für den Hund nicht giftigen Gerüche verwendet werden. Über alle möglichen Teesorten, Katzenminze, bis hin zu verschiedenen ätherischen Ölen und Waffenöl kann alles eingesetzt werden. Wichtig ist, dass gerade wenn ätherische Öle verwendet werden, der Hund niemals direkten Nasen-Öl Kontakt hat, sondern die Zielgerüche hier indirekt auf die Gegenstände übertragen werden.

 

Bei der Intensität des Geruchs sollte die unglaubliche Nasenleistung unserer Hunde immer im Hinterkopf gehalten werden – weniger ist mehr. Unsere Hunde benötigen nur sehr geringe Duftspuren, um diese zu finden. Hier also bitte nicht selbst am Geruchsgegenstand schnüffeln und dann befinden, dass ja gar nichts zu riechen ist. Ich kann garantieren, dass wenn wir Menschen einen Geruch gerade noch so wahrnehmen, unsere Hunde finden, dass sie vom Geruch wahrlich überflutet werden.

 

Wir starten zunächst mit einem Geruch. Wenn der Hund das Prinzip Geruchssuche verstanden hat, dann steht einer Erweiterung der Geruchspalette nichts im Weg.

 

Nasenarbeit für verhaltenskreative Hunde

 

Auch Hunde mit Vorgeschichte, die sich schwer mit ihrer Umwelt tun, die sich vielleicht vor Dingen in ihrem Leben fürchten, wollen beschäftigt werden. Oftmals fällt es Menschen solcher Hunde schwer, Hobbies für ihre Hunde zu finden, die Spaß machen und ihnen gleichzeitig helfen können, ihr Leben zu meistern.

 

Neben dem offensichtlichen Spaß und der artspezifischen Prädisposition unserer Hunde, ist schnüffeln auch eine entspannende Tätigkeit, die ihnen helfen kann mit schwierigen und angsteinflößenden Situationen und persönlichen Triggern umgehen zu lernen. Hunde können mit ihren Nasen in Welten versinken, die uns Menschen gänzlich verschlossen bleiben.

 

Warum gerade Scentwork als Beschäftigung für verhaltenskreative Hunde?

  • Es kann mit und ohne Leine gearbeitet werden. Im Bedarfsfall kann Hund sogar einen gut sitzenden Maulkorb tragen. Hunde können also gut gesichert werden, sollte dies notwendig sein, und trotzdem einer wertvollen, spannenden Beschäftigung nachgehen.
  • Wenn an der Leine gearbeitet wird, ist es wichtig, dass der Mensch das Leinen Handling lernt, damit der Hund beim Arbeiten nicht behindert wird und dem Hund auch nicht unabsichtlich vermeintliche Tipps bei der Suche gegeben werden. Das ist besonders wichtig, da die Hunde ja lernen sollen sehr eigenständig die Aufgaben zu lösen.
  • Es kann drinnen und draußen gemacht werden. Auch und gerade die eigenen vier Wände und jeder andere Ort, der Sicherheit und Wohlbefinden bietet, stellt schon den optimalen Trainingsort dar.
  • Es kann ohne und mit Hilfspersonen gemacht werden. Hilfspersonen werden beim Scentwork nur benötigt, wenn Blindsuchen – also solche, wo auch der Mensch des Hund-Mensch-Teams nicht weiß, wo der Zielgeruch versteckt ist – gemacht werden wollen. Wer also an keinen Prüfungen und/oder Turniere in diesem Bereich teilnehmen möchte, kann die Suchen immer selbst aufbauen.
  • Hunde können lernen konzentriert zu arbeiten und an einer Sache dranzubleiben. Und das selbst in für sie schwierigen Situationen.
  • Sie können lernen, externe Trigger auszublenden und auch anders wahrzunehmen. Hunden eine Aufgabe zu geben, die ihnen Spaß macht, die Erfolg verspricht, die Bedürfnisse befriedigt und die immer höchst belohnt und bestätigt wird, kann die Wahrnehmung auf Dinge verändern, die unsere Hunde belasten können. Durch das positive Erleben der eigenen Fähigkeiten können unangenehme Situationen im Hundehirn positiv oder zumindest neutral belegt werden.
  • Das selbständige Arbeiten fördert das Selbstvertrauen. Im Arbeiten lernen unsere Hunde ihre eigenen Fähigkeiten kennen. Sie erleben ihre Menschen als jemand, der stolz auf sie ist, der sich freut und sie unterstützt in ihrem Tun.

 

Das Arbeiten mit der Nase ist eine ruhige Beschäftigung, die allerdings trotzdem eine ziemliche Anstrengung für das Hundehirn darstellt. Die Schwierigkeit muss langsam gesteigert werden, damit unsere Hunde mit Erfolg lernen können, an einer Sache dranzubleiben.

 

Und Erfolg haben macht Spaß.

 

 

MARGOT WALLNER

Hundetrainerin und Verhaltensberaterin

Beirat der VÖHT

www.grinsehunde.wixsite.com/grinsehunde

www.voeht.at/margot-wallner/

 

 

Anmerkung der VÖHT:

Die Blogtexte geben die individuelle Meinung und Herangehensweise der Autorin, des Autors wieder.