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Junghunde und die Sache mit der Geduld und dem Verständnis

Nun sind endlich die spitzen Welpenzähne durch und man hat sich so halbwegs aneinander gewöhnt und schon kommt die nächste „anstrengende“ Phase. Die Pubertät gefolgt von der Adoleszenz, dem Erwachsenwerden.

 

Unsere eigene Pubertät und die einhergehenden Stimmungsschwankungen, Wutanfälle, Launen, Freunde etc. hat Mensch ja sehr schnell vergessen und wird spätestens dann daran erinnert, wenn die eigenen Kinder zu pubertieren beginnen.

Und wie so oft im Leben vergessen wir die unschönen Momente sehr schnell und sind völlig überrascht von diesen teils sehr widersprüchlichen Verhaltensweisen.

 

Auch bei unseren Hunden ist es ähnlich während dieser Zeit, die je nach Größe und Rasse und ob Rüde oder Hündin so zwischen dem 6. und 8. Lebensmonat eintritt und mit 2–4 Jahren dann beendet ist – keine Sorge, diese Zeit vergeht bei jedem Hund, wobei ich schon sagen muss, dass es bei den Hündinnen gefühlt schneller geht – ähnlich wie bei uns Menschen.

 

Ihr seht, dass ich immer wieder Hund und Mensch vergleiche, denn schließlich spielen sich im Gehirn ähnliche Vorgänge ab – der denkende Bereich verkleinert sich und braucht länger zur Reifung als der handelnde Bereich. Sprich unsere Hunde reagieren emotionaler, müssen sich schneller aufregen, der Kortisolspiegel ist höher und dann kommt noch das ganze hormonelle Wirrwarr, das im Körper vor sich geht.

 

All diese Dinge sind fürchterlich anstrengend und kleinste Änderungen im Alltag können Stress verursachen.

Der Radius vergrößert sich, die Hunde werden mutiger und interessieren sich plötzlich für Wildgerüche, das andere Geschlecht und sind so gar nicht mehr bei uns – tja genau das ist Erwachsenwerden. Andererseits brauchen sie plötzlich mehr Kuscheleinheiten, weniger oder mehr Futter, mal gibt es gute Tage, mal schlechte, mal funktioniert der Rückruf, mal ist Mensch einfach nur Luft. Dann sind plötzlich bekannte Dinge wieder gruselig und müssen verbellt werden.

Die Bedürfnisse unserer Hunde ändern sich während dieser Zeit, ein neuer Lebensabschnitt beginnt, aus dem niedlichen Welpen ist plötzlich ein 30 Kilo Leinenrambo geworden.

 

Keine Sorge, all das gehört zum Erwachsen werden dazu und es liegt an uns unsere Hunde während dieser sehr sensiblen und anstrengenden Zeit gut zu unterstützen und Verständnis zu zeigen.

 

Was können wir also tun, um diese Phasen gut zu „überleben“ – als erstes hilft mal eine gute Portion Humor, dann natürlich gute Nerven und Einfallsreichtum, den braucht’s nämlich, da während dieser Zeit manche Dinge einfach nicht immer möglich sind.

 

Ein Rüde, der gerade die weibliche Welt für sich entdeckt hat, braucht keine Spazierrunde in der Ecke, in der gefühlt 100 läufige Hündinnen vor ihm unterwegs waren.

 

Eine zum ersten Mal läufige Hündin braucht keine aufdringlichen Rüden in ihrer Nähe.

 

Ein Pubertier, das sich grad schwer konzentrieren kann braucht keine Obedience-Stunde.

 

Damit unsere Hunde gut und halbwegs entspannt erwachsen werden können, brauchen sie Verständnis und Klarheit. Sie brauchen angepasste Spazierstrecken, die richtigen Kumpels an ihrer Seite, Menschen, die sie in dieser aufregenden und anstrengenden Zeit gut unterstützen und führen und auf ihre Bedürfnisse eingehen.

Ich finde diese Zeit spannend, wenn sich die einzelnen Charaktere entwickeln, aus zögerlichen Welpen selbstbewusste Hunde werden, aus ängstlichen Welpen plötzlich höchst souveräne Hunde hervorwachsen.

 

Versuchen wir nicht das Unmögliche während dieser Zeit, sondern gehen mit Humor und Kreativität an die Sache heran und haben schlichtweg Spaß mit unseren großartigen Vierbeinern.

 

 

 

Anmerkung der VÖHT:

Die Blogtexte geben die individuelle Meinung und Herangehensweise der Autorin, des Autors wieder.