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Neulich im Fernsehen –Was ist überhaupt ein wohlerzogener Hund?

Viele Hundebesitzer stellen sich die Frage, was ihr geliebter Vierbeiner können muss, um als „wohlerzogen“ oder „gehorsam“ zu gelten.

 

Oftmals bekommen sie als Antwort: Grundsignale wie Fuß, Sitz, Platz, Hier und Bleib müssen trainiert werden – bei vielen TrainerInnen wird immer noch auf exakte Ausführung dieser Signale (meist Befehl oder Kommando genannt) wertgelegt. Werden diese Signale freundlich und ohne Druck, mit viel Spaß, Motivation und zahlreichen Belohnungen trainiert, ist auch gar nichts dagegen einzuwenden. Dennoch bedeutet dieses Gehorsamkeitstraining (gern auch Begleithunde-Ausbildung und in weiterer Folge Obedience/Gehorsamkeit) nicht, dass der Hund im Alltag durch gute Manieren glänzt. Beim Gehorsamkeitstraining sind die Übungen für alle Hunde gleich, geübt wird meist an kurzer Leine und Halsband nach einem fest definierten Ablauf, einem gleichbleibenden Schema, das in den wenigsten Fällen dem Alltag der Teams entspricht.

 

Alltagstauglichkeit definiert jede HundehalterIn anders, denn jedes Team ist einzigartig. In urbanen Gebieten benötigen die Teams beispielsweise eine gute Leinenführigkeit an etwas kürzerer Leine, das Warten am Straßenrand ist ein nützliches Tool und das Signal „Fuß“ kann helfen, enge Passagen mit vielen Menschen zu passieren. Im ländlichen Raum ist es meist etwas einfacher, mit Schleppleinen durch die Natur zu streifen. Leinenführigkeit bedeutet ohnehin nicht, dass der Vierbeiner ständig neben seinem Menschen her trottet, sondern dass der Vierbeiner lernt, wie lange die Leine ist, die ihm zur Verfügung gestellt wird, und sich in diesem Radius aufzuhalten. Egal wie lange die Leine ist, hündische Dinge tun zu dürfen, ist für jeden Hund wichtig. Dazu zählen schnüffeln, markieren, in die Ferne schauen, Spuren erkunden, umdrehen, stehen bleiben, Pause machen. Wichtig ist, auf den Hund einzugehen, seine Interessen zu erkennen und sich auf eine freundschaftliche Beziehung einzulassen.

 

Einen Hund ins „Platz“ legen, ist nicht gleichbedeutend mit Ruhetraining bzw. Entspannung, für den bevorstehenden Familiengeburtstag. Ein „Hier“ am Hundeplatz garantiert nicht unbedingt einen sicheren Rückruf unter Ablenkung beim Gassigang. Im Alltagstraining werden die Grundkompetenzen erarbeitet, individuell auf die Teams, ihre Vorgeschichte, das Alter und die Wünsche der Besitzer abgestimmt. Denn Lebenssituationen und damit Ansprüche an die Erziehung sind unterschiedlich. Außerdem wird viel Wert auf Generalisierung gelegt, Signale werden in verschiedensten Situationen und Umgebungen trainiert, um möglichst nahe an den Alltag heranzukommen.

 

Alltagstraining bedeutet auch, Konfliktsituationen zu erkennen, bevor sie entstehen und dementsprechend reagieren zu können. Es bedeutet, seinen Hund lesen zu lernen, zu erkennen, wenn er Herausforderungen möglicherweise nicht gewachsen sein könnte und gegebenenfalls Alternativverhalten zu etablieren.

 

Ein freundschaftlicher Umgang, das Erfüllen hündischer Bedürfnisse, gegenseitiges Akzeptieren und Respektieren führen zu einer vertrauensvollen Beziehung. Druck, Zwang und Härte haben immer negativen Einfluss auf eine Vertrauensbeziehung. Und ein Vertrauensbruch hinterlässt Spuren – beim Menschen, wie beim Hund.

 

Was ist nun für Sie ein „wohlerzogener“ Hund? Was gehört Ihrer Meinung nach unbedingt dazu?