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Geburt und Entwicklung

Geburt, postnatale Phase und Entwicklung des Hundes während des Wachstums aus gesundheitlicher Sicht

 

Es kann gar nicht oft genug betont werden dass sich Stress beim Muttertier vor und während der Geburt nachteilig auf die spätere Entwicklung und den Gesundheitszustand der Welpen auswirken kann und welch Verantwortung Züchter von Hunden haben. Belastend können schon für uns Menschen harmlos erscheinende Nebengeräusche wie etwa ein Gewitter während der Geburt, aber selbstverständlich auch Stress des Geburtsablaufes selbst (Wehenschwäche, Kaiserschnitt und ähnliches) sein. Die Aufnahme der sogenannten „Biestmilch“ (= Kolostrum) unmittelbar nach der Geburt gewährleistet eine optimale Versorgung der Welpen mit allen wichtigen Antikörpern für das Immunsystem und dessen weitere Ausprägung. Einflüsse wie jene von der Narkose bei Kaiserschnittgeburten, den damit verbundenen Verzögerungen und Komplikationen oder auch Gesäugeentzündungen können sich ebenfalls nachteilig auf einen optimalen Start ins Hundeleben auswirken.

 

Wie bereits erwähnt, erhält der Welpe in den ersten Tagen der Säugeperiode passiven Impfschutz durch die Muttermilch. Dadurch ist der kleine Organismus für die ersten Wochen gegen die gleichen Erkrankungen geschützt wie das Muttertier. Vorausgesetzt wird hier, dass die Hündin zum Zeitpunkt der eigenen Grundimmunisierung gesund war und einen guten Impfschutz aufgebaut hat. Auf jeden Fall sollte die Hündin auch und bereits vor dem Deckakt auf einen Parasitenbefall untersucht werden.

 

Etwaige Stressfaktoren in der unmittelbaren Umgebung der Wurfkiste können Spuren für das Muttertier, aber auch für die Welpen hinterlassen. Lärmende Kinder, erhöhter Infektionsdruck durch Besucher oder andere Tiere, permanentes oder frühzeitiges Einwirken auf die Welpen sind hier nur einige wenige Beispiele. Eine gestresste, verunsicherte oder kranke Hündin überträgt alleine durch ihre Stimmung und ihr Verhalten wesentliche Elemente an ihre Kleinen. Eine in sich ruhende und gesunde Hündin kann ihren Welpen demnach gute mütterliche Zuwendung und Pflege entgegenbringen und damit zu einer optimalen Entwicklung beitragen.

© Gabi Müller - Zuchtstätte "Chebo vom Krumawukl"
© Gabi Müller - Zuchtstätte "Chebo vom Krumawukl"

In dieser postnatalen Phase finden wesentliche Entwicklungen statt. Durch äußere Umweltreize und Bewegungsreize (wie dem anfänglichen Robben der Welpen in der Wurfkiste) werden die Bildung von Synapsen und Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen gefördert. Damit starten bereits die ersten Bewegungskoordinationen der Muskulatur. Um späteren motorischen Einschränkungen entgegenzuwirken, sollte Bewegung der Welpen auch durch eine entsprechend große Wurfkiste möglich sein. Es ist wichtig, dass die Verknüpfung der Nervenzellen in großer Häufigkeit erfolgen soll. Genauso ist es

aber auch wichtig zu wissen, dass diese Förderung mit Maß und Ziel sowie zum richtigen Zeitpunkt erfolgen sollte. Ein bedeutungsvoller Entwicklungsschritt beginnt unter anderem in der fünften Lebenswoche. Ab diesem Zeitpunkt reagieren Welpen zunehmend auf Außenreize und legen wesentliche Bausteine für ihre spätere Persönlichkeit fest. Das Großhirn spielt nun eine wesentliche Rolle, denn es wird unter anderem durch das Dopamin, einem selbstbelohnend wirksamen Neurotransmitter, beeinflusst. So ist auch bekannt, dass Welpen, die eine sehr reizarme Umgebung erfahren oder keine Möglichkeit haben, selbst Aufgaben zu lösen und damit Erfolge feiern dürfen (= Belohnung), spätere Defizite in diesen relevanten Hirnregionen aufweisen. Der Entwicklung von stereotypen Verhaltensweisen liegt unter anderem der Verdacht eines Dopaminmangels beziehungsweise Mangels an dopaminabhängigen Fasern im Gehirn zu Grunde. Gerne möchte ich also nochmals betonen, dass der postnatalen Phase eine große Bedeutung für die gesunde Entwicklung des Kleinen zukommt. Besonderes Augenmerk sollte hier neben der optimalen Ernährung auf das gesunde Mittelmaß in Forderung und Förderung von Körper und Geist gelegt werden.

 

Zunächst bewegen sich die Zwerge durch Robben fort, danach folgen die ersten tapsigen Schritte und schon bald werden Muskeln, Sehnen und Bändern gemeinsam mit dem knöchernen Bewegungsapparat hundetypisch eingesetzt.

Was brauchen Welpen an Bewegung im Unterschied zu erwachsenen Hunden? Wo liegen die Gefahren der Unterforderung oder der Überforderung in den einzelnen Altersstufen? Dazu mehr im Teil V der Textreihe „Der gesunde Hund“.

Eines nur vorweg – ein zu schnelles Wachstum in der Junghundephase – gerade bei großen Rassen – kann sich nachteilig auf den Bewegungsapparat auswirken. Hier spielen Ernährung und Bewegung gleichermaßen eine wichtige Rolle.