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Tricktraining und seine versteckten Vorteile

Unter Tricktraining versteht man in erster Linie, seinem Hund Kunststücke beizubringen. Diese sind nach gutem Training über ein Sichtzeichen und/oder ein Wortsignal abrufbar. Wege zu solchen Tricks gibt es viele. Man kann dem Hund über Locken, Freies Formen oder Training mit Targets viele unterschiedliche Kunststücke beibringen.

In der Tricktrainer Ausbildung von Learn to Train, an welcher ich 2022 mit meiner Hündin teilgenommen habe, lernte ich die Vorteile des Tricktrainings über den Aufbau mit Targets kennen. Seither bin ich ein absoluter Fan das Target-Trainings. Für meine Hündin haben sich auch viele zusätzliche Vorteile ergeben, die nun auf vielfältige Weise in meiner Trainingsgestaltung einfließen.

 

WAS IST EIN TARGET?

Unter einem Target versteht man, einen Gegenstand oder Körperteil des Menschen, auf dem der Hund lernt, einen seiner Körperteile zu platzieren. Beispielsweise gibt es hier den Hand Target – der Hund lernt hier die Nase auf die Hand zu stupsen. Bei einem Bodentarget vorne, lernt der Hund seine Vorderpfoten auf einen Gegenstand zu stellen. Bei einem Bodentarget hinten wird dem Hund beigebracht seine Hinterpfoten auf ein Target zu stellen. Es gibt noch viel andere Varianten von Targets, je nachdem welcher Trick aufgebaut werden soll, kommen unterschiedliche Targets als Unterstützung in Frage.

 

Nun liegen zwei Vorteile des Tricktrainings auf der Hand. Diese sind erstens eine gute geistige Auslastung des Hundes und zum anderen, dass die gelernten Tricks ‚vorgeführt‘ werden können und somit Herrchen und Frauchen stolz präsentieren können, was sie gemeinsam geleistet haben.

 

Die Vorteile, die auf den ersten Blick nicht auf der Hand liegen, möchte ich euch im Folgenden etwas erläutern:

 

  • Bindung zum Menschen wird gestärkt
  • Geistige und körperliche Ausdauer wird gesteigert
  • Tricks können als Alternativverhalten/ Verhaltensunterbrecher genutzt werden
  • An körperlichen Einschränkungen kann gezielt trainiert werden

Bindung wird gestärkt

Beim Aufbau, bzw. der Stärkung der Bindung ist es wichtig gemeinsame Erfolgserlebnisse zu haben, was bei gut aufgebautem Tricktraining inkludiert ist. Wenn Tricks mit Targets aufgebaut werden, ist es gut möglich, die Übung in kleinen Schritten schwieriger zu machen. Je kleinschrittiger ein Training aufgebaut werden kann, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für ein Erfolgserlebnis.

 

gesunde Auslastung

Geistige und körperliche Auslastung wird gesteigert.

 

Im Training mit Targets wird erwünschtes Verhalten gemarkert (Klicker oder Markerwort). Immer wenn mit Marker gearbeitet wird, bedeutet das für den Hund auch eine gewisse Gedächtnisleistung. Er muss sich überlegen, welches Verhalten genau zu dem Klick geführt hat und das ganze reproduzierbar machen. Zu Beginn merkt man den Hunden nach wenigen Wiederholungen die Erschöpfung an, weshalb genügend Pausen ein wichtiger Bestandteil des Trainings sein sollen.

 

Nach wenigen Tagen im Tricktraining merkt man jedoch eine Steigerung der Ausdauer. Die Hunde merken, dass wir zuverlässig in unseren Belohnungen sind und ihnen machbare Aufgaben stellen. Dadurch wird die Kreativität (ausprobieren, ob es auch andere Wege zum Erfolg gibt) genauso gefördert, wie das Durchhaltevermögen. Es ist immer wieder spannend die enorme Entwicklung der Hunde beobachten zu dürfen.

 

Tricks als Alternative

Tricks können als Alternativverhalten/ Verhaltensunterbrecher genutzt werden.

 

Hat man mit seinem Hund ein Verhaltensthema, an welchem noch gearbeitet wird, so können Tricks ebenfalls ein wertvoller Bestandteil werden. Wenn ein Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, so gibt es zwei gute Möglichkeiten damit umzugehen: Das unerwünschte Veralten ignorieren oder ein Alternativverhalten zum unerwünschten Veralten anbieten.

Da manches unerwünschte Verhalten schwer zu ignorieren ist, bietet sich das Einsetzen eines Alternativverhaltens an. Hier sind wir wieder im Tricktraining: Wenn ein Trick bereits sehr gut abrufbar ist, kann dieser auch als Alternativverhalten angeboten werden. Beispielsweise verwende ich den Hand-Target gerne als Alternativverhalten zum Anpirschen an ein Mäuseloch. Bei meiner Hündin funktioniert das in vielen Situationen gut, da der Trick sehr gut geübt ist. Er ist konträr zum unerwünschten Verhalten, da sie zur Hand laufen muss und die Position zum Anpirschen verlassen muss.

Ein weiteres Beispiel für einen Trick als Verhaltensunterbrecher/Alternativverhalten könnte sein:

Ein Hund zeigt in unterschiedlichen Situationen Angstverhalten in Form von starkem Ziehen, davonlaufen oder dergleichen. Hier könnte ein guter Verhaltensunterbrecher der Trick „Mitte“, auch „Home“ genannt, sein. Dieser Trick hat für Hunde mit Angst oder Unsicherheit den Vorteil, dass es eine Position ist, die sehr nahe am Mensch ist und dieser eine schützende Funktion einnehmen kann. So haben wir nicht nur einen Verhaltensunterbrecher, sondern gleichzeitig auch die Möglichkeit, dem Hund mehr Sicherheit zu geben.

 

Körperliche Einschränkungen

An körperlichen Einschränkungen kann gezielt trainiert werden

Wer gutes Tricktraining mit seinem Hund machen möchte, sollte sich auch mit den körperlichen Möglichkeiten und Grenzen seines Hundes auseinandersetzen. Wenn ein Hund beispielsweise einen Trick (den er gut kann) verweigert, hat dies oft eine körperliche Einschränkung als Hintergrund. Wenn wir auf die Ausführung des Tricks beharren, so zwingen wir den Hund mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Fehlbelastung oder eine schmerzliche Belastung seines Körpers.

Wenn ich aber wiederum die körperlichen Einschränkungen meines Hundes kenne und mir dessen bewusst bin, kann ich mit Hilfe von Tricks sehr gezielt daran arbeiten.

 

Hier möchte ich euch gerne von meiner Hündin erzählen. Sie hatte in den Jahren 2020 bis 2022 vier Operationen aufgrund von Kreuzbandrissen in beiden Hinterbeinen. Es war eine Odyssee mit Schonung, Physiotherapie und trotz allem leider nur Teilerfolgen. Im Zuge des Tricktrainings mit ihr lernte ich den Hundekörper aber noch viel genauer kennen und konnte einschätzen wo ich ein Futter überreichen oder deponieren musste, um die körperliche Belastung dorthin zu bekommen, wo wir sie brauchen. Es wurde schnell klar, welche Tricks Beschwerden durch Fehlbelastungen erhöhen und welche im Gegenzug Entlastungen in den Körper bringen. Ein weiterer positiver Effekt war, dass durch dieses gezielte Einsetzen von Tricks, die Muskulatur wieder gut aufgebaut werden konnte.

Für uns war das Training mit Tricks zur Physiounterstützung ein Segen. So hatte ich plötzlich einen Hund, dem es von Tag zu Tag besser ging und ich musste mir um die geistige Auslastung keine Sorgen mehr machen.

 

Zusammenfassend

 Tricktraining hat viele positive Eigenschaften, wenn man es richtig und in kleinen Schritten betreibt. Wie jeder Bereich des Hundetrainings, kann aber auch dieser zu Lasten des Hundes ausgeführt werden. Im Vordergrund sollten meiner Ansicht nach immer das Miteinander und der Erfolg für den Hund stehen. Wenn man auf die Hunde achtet, dass sie Spaß und Freude an dem Training haben, dann ist Tricktraining für jeden Hund und Halter geeignet.

 

 

 

 

Cornelia Gattinger

Grünes C

www.gruenes-c.at

www.voeht.at/cornelia-gattinger/

 

 

Foto: Karoline Mayer, Pixelnasen

Anmerkung der VÖHT:

Die Blogtexte geben die individuelle Meinung und Herangehensweise der Autorin, des Autors wieder.