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Impfungen beim Hund

Kaum etwas wird so kritisch und emotional diskutiert, wie die Impfthematik. Dies ist nicht nur bei uns Menschen der Fall, sondern auch beim  liebsten Freund des Menschen  -  beim Hund.  

Von den generellen Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Impfungen, über die  Fragen nach den schützenswerten Krankheiten bis hin zu der notwendigen  Häufigkeit bzw. Frequenz von Impfungen – die Diskussionen brechen nicht ab und verunsichern nicht zuletzt viele Tierbesitzer.   

 

Seit einigen Jahren legen die neuesten wissenschaftlichen Empfehlungen neue Maßstäbe vor, die die bisherigen jährlichen Wiederholungsimpfungen nahezu „aushebeln“.  Als Basis dafür werden die Leitlinien der ständigen Impfkommission Veterinärmedizin und dem WSAVA, dem Verband der Kleintierärzte herangezogen.

Grundsätzlich sind Impfungen oft der einzig wirksame Schutz gegen bestimmte Virusinfektionen und damit eine unverzichtbare prophylaktische Maßnahme. Darüber hinaus haben sie teilweise sogar eine Bedeutung zum Schutz des Menschen gegen so genannte Zoonosen (z.B. Tollwut).  Dabei handelt es sich um vom Tier auf den Menschen übertragbare Krankheiten. 

 

Das Prinzip von Schutzimpfungen beruht darauf, den zu schützenden Organismus auf eine Auseinandersetzung bzw. Infektion mit einem viralen Erreger vorzubereiten. Es werden durch den Impfstoff  entsprechende Antigene verabreicht, die die Bildung von sogenannten Antikörpern sowie langlebigen Gedächtniszellen induzieren. Damit sollte die Immunabwehr bei einer tatsächlichen Infektion schneller und intensiver ausfallen, da auf Grund des vorangegangenen Kontaktes mit dem Antigen und der bereits abgelaufenen primären Immunreaktion sofort die Sekundärreaktion ablaufen kann.

 

Als  sogenannte Core-Impfungen werden jene Impfungen bezeichnet, die für alle Hunde empfohlen werden. Dazu zählen die Vakzinierungen gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis und Tollwut. Weiters gibt es noch Non-Core-Impfungen, die man nach individueller Gefährdungslage in der jeweiligen Region bzw. nach dem jeweiligen Infektionsdruck  mit dem Tierarzt festlegt. Zu diesen zählen z.B. Impfungen gegen Bordetella bronchiseptica, Canines Herpesvirus, Canines Parainfluenzavirus, oder  Lyme-Borreliose.

Da sich die gesundheitliche Gefahrenlage für unsere Tiere ständig ändert und neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden, passt die Impfkommission die Leitlinien regelmäßig den aktuellen Gegebenheiten an, die nicht zwingend mit den Empfehlungen der Pharmahersteller übereinstimmen müssen.

 

Bei der Grundimmunisierung des Welpen ist zu beachten, dass Welpen mit einem ausreichenden Schutz versorgt sind, sofern das Muttertier Antikörper  weitergeben kann. Die sogenannten maternalen Antikörper werden vom Muttertier über die Plazenta und die Muttermilch an die Welpen übertragen und bilden damit für den Welpen zu Beginn  einen ausreichenden Schutz. Fällt dieser Antikörperspiegel langsam ab und wird der Welpe nicht rechtzeitig  durch eine Impfung selbst geschützt, kann eine sogenannte „immunologische Lücke“ entstehen, in welcher der Welpe keinen entsprechenden Schutz aufweist. Daher sollte  diesem Alter hinsichtlich Aufbaus eines eigenen Impfschutzes mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Denn  zum einen kann in dieser Phase eine Impfung durch die maternalen Antikörper abgeschwächt werden  oder sogar wirkungslos sein, da die  Antikörper der Mutter den Impfstoff neutralisieren können. Zum anderen kennt man den Antikörperspiegel des Welpen in der Regel nicht und damit auch nicht Zeitpunkt des Abfalles.

Deshalb ist es nach Meinung der Impfkommission sinnvoll, im fraglichen Zeitraum mehrere Impfungen zu verabreichen, um den optimalen Zeitpunkt zu treffen und einen guten Schutz aufzubauen.

 

Daher gelten derzeit folgende Empfehlungen für die Grundimmunisierung:

1. Impfung gegen  Parvovirose, Staupe, Adenoviren – Hepatitis c.c., Leptospirose in  der 6.-8. Lebenswoche, abhängig vom Versorgungsstatus mit maternalen Antikörpern.   

Nach 4 Wochen (10.-12. LW) und weiteren 4 Wochen (14.-16. LW) sollten diese  wiederholt werden, wobei bei der Leptospirose eine zweimalige  Impfung für die Grundimmunsierung als ausreichend angesehen wird.

Nach 6-12 Monaten – so lautet die Empfehlung der WSAVA -  sollte die Grundimmunisierung mit einer weiteren Impfung  gegen Parvovirose, Staupe, Adenoviren und Leptospirose vervollständigt werden.

Danach wird eine Auffrischung alle 3 Jahre als ausreichend erachtet, exklusive der Vakzinierung gegen Leptospirose. Diese wird in risikoreichen Gebieten mit einer jährlichen Auffrischung empfohlen. 

 

TOLLWUT: ab der 12. Woche ist eine Grundimmunsierung gegen Tollwut  möglich. Hierfür wird eine Impfung ab der 12. LW empfohlen und eine weitere nach 1 Jahr, um die Grundimmunisierung abzuschließen. Lediglich in risikoreichen Regionen spricht sich die Kommission für eine weitere Impfung 4 Wochen nach der ersten Vakzinierung aus. Nach dem 1. Jahr sollten die Empfehlung und Angaben der Hersteller berücksichtigt werden, die zumeist ein Intervall von 3 Jahren festlegen. Diese Vorgehensweise gilt auch für erwachsene Hunde.

Für erwachsene Hunde mit fraglichem Impfschutz die Hundekrankheiten betreffend gelten andere Empfehlungen als für Welpen, da man davon ausgeht, dass kein maternaler Impfschutz vorliegt:

2-malige Impfung im Abstand von 2-4 Wochen gegen Parvovirose, Staupe, Adenoviren – Hepatitis c.c., Leptospirose, Wiederholung nach 12 Monaten. Danach wieder alle 3 Jahre.  

 

Will man den Impfstatus des Tieres überprüfen (erst nach abgeschlossener Grundimmunisierung sinnvoll), so ist dies mittels Titertest über das Blut möglich. Es existieren mittlerweile eine Reihe von Testverfahren, auch Schnelltests, die der Tierarzt direkt in der Praxis durchführen kann. Bitte erkundigen Sie sich diesbzgl. direkt bei Ihrem Tierarzt, bei Ihrer Tierärztin. Sie können so gemeinsam die für Ihren Hund empfehlenswerten Varianten der Impfung oder der Überprüfung des Impfstatus festlegen (abhängig von Alter des Hundes, Gesundheitsstatus, Risiko z.B. aufgrund einer Reise oder Ausstellungen etc.)

 

Die neuen Leitlinien stellen bereits einen Fortschritt im Vergleich zur bisherigen Impfpraxis dar, wenn auch negative Folgen von Impfungen dadurch nicht ausgeschlossen werden können. Es gilt hier das Nutzen-Risiko-Verhältnis abzuwiegen bzw. der Grundsatz (wie bei allen anderen Lebewesen auch): So viel wie nötig und so wenig wie möglich.

 

Wichtig bei der Durchführung und dem Zeitpunkt von Impfungen jeglicher Form:  der aktuelle Gesundheitszustand des Tieres!! Denn nur ein fitter Organismus mit gut arbeitendem Immunsystem kann optimal auf die Impfung reagieren.

 

Dr. Carina Kriegl

Tierärztin und Hundeverhaltensberaterin

www.tierisch-gsund.at