Zuerst nochmal zur Erinnerung: der pubertierende Junghund hat es während dieser Zeit auch nicht einfach – aber diese Phase geht vorüber! Dabei ist es sehr wichtig, dass man selbst die Nerven behält und seinen derzeit sowieso „unrunden“ und stressanfälligen Vierbeiner nicht durch Ungeduld und überforderndes Verhalten noch mehr beunruhigt.
Was der Hund jetzt braucht, ist ein souveräner Zweibeiner, der umsichtig auf seinen - mal übermütigen, sich selbst überschätzenden oder mal unsicheren, ängstlichen - Youngster achtet. Den noch nicht wesensfesten Hund liebevoll in die richtigen Bahnen lenken hat nun absolute Priorität. Dazu ist wichtig, dem Hund mit Geduld, Ruhe und liebevoller Konsequenz zu begegnen und ihm die nötige Sicherheit, Geborgenheit und auch genügend Ruhephasen zu geben. Selbstverständlich soll in dieser für den Hund (und Mensch) schwierigen Zeit auch die Erziehung nicht zu kurz kommen. Kontraproduktiv wäre, den ohnehin gerade nicht sehr aufnahmefähigen Hund weiter stur zur Ausübung bestimmter Übungen zu zwingen oder ihn ständig Maß zu regeln. Dies wäre das genaue Gegenteil davon, was das Pubertier nun braucht und würde ihm nur zusätzlich Stress bereiten.
Wenn man merkt, dass momentan „nichts geht“, dann gibt man sich und seinem Hund am besten eine kleine Auszeit und geht es später und zu einer ruhigeren Zeit wieder an. Motiviert sollte unbedingt spielerisch werden, denn gerade beim Jungspund, der von seinem „derzeitigen inneren Kampf“ abgelenkt ist, sollte belohnungsorientiert gearbeitet werden. Solltest du zum Beispiel den Eindruck haben, dass dein vormals „braver“ Welpe plötzlich alles Gelernte wieder vergessen hat, gehe wie folgt vor. Baue die Grundübungen in geeigneten Momenten – also wenn dein Tier gerade entspannt und aufnahmefähig ist – nochmal spielerisch und mit ganz viel Motivation, Lob und Belohnungen erneut auf.
Vergiss dabei beim Üben und auch im Alltag bitte nicht: dein Hund ist aufgrund der hormonellen Umstellungen und der „Baustelle“ in seinem Gehirn nicht absichtlich ungehorsam oder „dominant“ und der gleichen, sondern es fällt dem Pubertier tatsächlich schwer, sich auf seine Zweibeiner und deren – für ihn teilweise gerade lästigen - Wünsche zu konzentrieren. Es gibt doch so viel Neues und Interessantes zu erkunden: es riecht überall so gut, andere Hunde und alle möglichen Ablenkungen sind extrem interessant und selbstbelohnende Aktionen bestärken den Junghund nur noch mehr, sich auf diese tollen Erlebnisse zu konzentrieren. Die eigenen Zweibeiner sind momentan vor allem draußen für ihn recht wenig interessant. Durch mehr Strenge, Exerzieren von Übungen, Ungeduld und eigene Frustration wird die Situation nicht besser, sondern im Gegenteil: der Hund lernt dabei nur, dass du unangenehm und negativ wirkst und er wird sich dann nur noch mehr in seine eigene Welt zurückziehen. Natürlich bedeutet das nicht, dass die Erziehung und Beschäftigung mit dem Hund nun in dieser Phase stagnieren soll – nein, es ist sogar sehr wichtig, genau jetzt am Ball zu bleiben! Das „WIE“ ist dabei genauso wichtig wie auch das „WANN“, das Rücksicht nehmen auf den Zustand deines
Hundes.
Dazu einige Tipps:
- achte darauf, dass du niemals die Nerven verlierst, wenn dein Hund sich „bockig“ oder „ungehorsam“ verhält, denn für den Umgang und die Erziehung eines pubertierenden Hundes braucht es besonders viel Geduld und liebevolle Konsequenz. Konsequenz heißt nicht nur, dass man dem Hund klare Richtlinien im täglichen Zusammenleben vorgibt, sondern auch, dass man keine Übungen von ihm verlangt, wenn es gerade sehr unwahrscheinlich ist, dass der Hund diese ausführen „kann“, weil er zu abgelenkt, aufgeregt oder verunsichert ist.
- das Training nicht zu lange am Stück und mit positiver Motivation, Lob & Belohnung gestalten
- informiere dich über Stress beim Hund und versuche diesen so gut es geht zu vermeiden. Dein Junghund ist derzeit sowieso nervöser und zu viel Stress behindert das Lernen und kann Überreaktionen wie Aggressionsverhalten oder Angst auslösen
- unternimm mit deinem Hund immer wieder etwas, das euch beiden Spaß macht und ihr gemeinsam etwas für ihn Interessantes erlebt. Ein Wald/Wiesenspaziergang mit dem Einbauen von Leckerchen-Suchspielen, Klettern über Hindernisse wie Baumstämme oder ein lustiges Spiel mit dir kann hier wahre Wunder bewirken. Du wirst wieder interessanter für den kleinen Abenteurer und es schweißt euch zusammen
- biete deinem Junghund auch daheim interessante Beschäftigungen (Leckerchen oder Spielzeug suchen, Denk- u. Geschicklichkeitsspiele, Tricks einüben, etc.), die ihm Freude machen und ihn auch geistig auslasten.
- dein Hund soll natürlich auch positiven Kontakt mit Artgenossen haben können, frei zusammen laufen oder spielen dürfen, wenn er das gerne möchte und es geeignete Spielkameraden gibt. Achte bitte darauf, wie der Umgang unter den Hunden abläuft und nimm deinen Junghund ruhig und souverän rechtzeitig aus Situationen heraus, falls es zu „wild“ zugeht oder sich Mobbingsituationen anbahnen – ganz gleich, ob dein Hund der Gemobbte, Mobber oder ein Mitläufer ist.
- freue dich über das, was dein junger Hund schon kann und fokussiere das Positive an deinem Hund und in eurem Zusammenleben. Stelle was dich nervt oder gerade so gar nicht klappen will, in den Hintergrund. Wenn man selbst nur noch gefrustet und genervt ist, wie soll man dann seinem pubertierenden Vierbeiner unterstützend bei Seite stehen?
Dein PUBERTIER braucht dich und deine positive Unterstützung - auch wenn´s nicht immer so aussehen mag, weil er dich draußen ignoriert, sogar sein Leckerchen verschmäht oder sonst irgendwelche Faxen macht. Ihr schafft das gemeinsam und alles, was du an Zeit, Liebe und Geduld investiert hast, kommt wieder zurück, wenn dein Hund erwachsen ist, er wieder besser gehorcht, dir vertraut und du dich an seine Jugendsünden mit einem Lächeln erinnerst.