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Was macht meinen Hund zufrieden?

Ist es Beschäftigung oder mehr?

Hunde richtig beschäftigen – Hunde bedürfnisgerecht beschäftigen

AUF DEM WEG ZUM ZUFRIEDENEN HUND

 

„Ich beschäftige meinen Hund, damit ich ihn auslaste.“ Kennst du diese Aussage? Macht das wirklich einen zufriedenen Hund?

 

Ja und Nein. Es kommt nämlich auf DEINEN Hund darauf an. Was den einen so richtig zufrieden macht, kann den anderen ganz schön stressen.

 

Und das bekomme ich als Hundetrainerin sooo oft zu hören. Menschen sprechen von Beschäftigung, um ihren Hund müde zu bekommen, damit man Ruhe hat. Ich übersetzte das mit „damit man weniger unerwünschtes Verhalten hat“. Viele möchten ihrem Hund auch etwas Gutes tun, damit ihr Hund zufrieden ist.

 

Das möchte ich beides auch: Einen Hund, der wenig (am besten gar kein – ist aber unrealistisch) unerwünschtes Verhalten zeigt und der zufrieden ist, damit es ihm gut geht.

 

Die Frage ist: „Bekomme ich das über Beschäftigung?“ Und genau da, darf man sich Gedanken zu seinem eigenen Hund machen. Sonst ist es reine Glückssache, ob es deinem Hund wirklich gut tut.

Wenn du es schaffst, echte Bedürfnisse deines Hundes zu befriedigen, dann bekommst du diesen so gewünschten zufriedenen Hund.

 

Beschäftigung ist also nicht gleich Bedürfnisbefriedigung.

 

 

Ein Beispiel aus der Menschenwelt

 

Ich bin durchaus beschäftigt das Haus aufzuräumen. Ich habe zwei kleine Kinder und dementsprechend viel und lange zu tun. 😉 Aufräumen ist für mich alles andere als eine wohltuende, schöne Tätigkeit, die ich genieße und möglichst oft ausführen möchte. Hier liegt die Betonung auf „für mich“. Denn es kann sehr wohl für den ein oder anderen befriedigend sein, wenn das Aufräumen bei guter Musik beispielsweise als entspannend wahrgenommen wird. Nicht so bei mir. Das Aufräumen beschäftigt mich, freut mich aber gar nicht.

 

Beschäftigt sind wir also schnell, aber wo werden wirklich unsere Bedürfnisse befriedigt? Dieser Frage kann jeder für sich nachgehen. Ist ja auch für uns Menschen relevant. Wir schauen uns das jetzt aber aus Hundesicht an.

 

Und jetzt kommen wir zur Hundewelt

 

Bedürfnisse (mal abgesehen von Überlebensnotwendigem) sind sehr individuell – bei uns Menschen wie auch bei Hunden. Das, was für den einen Hund ein richtig gutes Gefühl auslöst, kann den anderen gar nicht interessieren oder im ungünstigeren Fall sogar frustrieren und stressen. Ist mein Hund frustriert und gestresst, bekomme ich mehr unerwünschtes Verhalten.

 

Ziel ist es also eine Beschäftigung zu finden, die gleichzeitig auch Bedürfnisse deines Hundes aufgreift.

 

3 Schritte wie du die Bedürfnisse deines Hundes besser herausfinden kannst?

 

In meinen Begleitprogrammen gehen wir sehr genau auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Hundes ein und nutzen das für das Training und den Alltag mit Hund. Zusammen erstellen wir eine Hitliste der Bedürfnisse deines Hundes. Das ist nämlich die Basis, um Wohlbefinden zu steigern, Frustrationsbaustellen zu verringern und neue Belohnungsmöglichkeiten bspw. für einen zuverlässigen Rückruf zu finden. Da kann man ganz schön viel für sich und seinen Hund herausholen. 😉

 

So eine Hitliste kannst du vereinfacht auch selbst für deinen Hund erstellen.

Schritt 1

Nimm dir ein Blatt Papier und schreib doch mal drauf los, was dein Hund gerne mag. …wirklich alles, was DEIN Hund mag. (Nicht das, was du gerne hättest.) Verwende dafür unbedingt Verben – also was tut er gerne. Es geht um das Verhalten, das dahinter steht.

Nimm nur Verhalten auf deine Liste, die positive Emotionen auslösen.

 

 

Beispiele:

„Mein Hund hetzt gerne Hasen.“

„Mein Hund wälzt sich gerne in totem Fisch.“

„Mein Hund zerrt gerne mit seinem Zottel mit mir.“

 

Nach Schritt 1 hast du bereits allerhand Bedürfnisse deines Hundes ausfindig gemacht, nämlich das, was er gerne tun möchte.

 

SCHRITT 2

Jetzt kannst du bei jedem Verhalten anmerken, ob du es deinem Hund regelmäßig ermöglichen kannst oder nicht. Ich verwende dabei die Kategorie „geht häufig“ / „geht gar nicht“ / „nur bedingt möglich

Beispiele:

„Mein Hund hetzt gerne Hasen.“ > “ Geht gar nicht“

„Mein Hund wälzt sich gerne in totem Fisch.“ > „Nur bedingt möglich“ (weil ich es ekelig finde, aber notfalls könnte ich es zulassen)

„Mein Hund zerrt gerne mit seinem Zottel mit mir.“ > „geht häufig“

Nach Schritt 2 kannst du bereits erkennen, wo es unerfüllte Bedürfnisse deines Hundes gibt. Alles, was gar nicht oder auch nur bedingt geht, sind potentielle Frustbaustellen. Ein Hund, der Hasen hetzen will, diese am Feld sieht, aber von der Leine abgehalten wird, steht unter enormen Stress. Der Frustrationslevel ist hoch. Unerwünschtes Verhalten wird im gesamten Tagesablauf wahrscheinlicher.

 

Bedürfnisse, die du gut erfüllen kannst, erfülle. Es steigert das Wohlbefinden deines Hundes. Nach Schritt 2 kannst du bereits die ein oder andere Frustbaustelle erkennen.

 

SCHRITT 3

Was machst du jetzt aber mit den unerfüllten Bedürfnissen? Sie sind ja da. Und sie erzeugen Frust. Du kannst dir überlegen, welcher Ersatz für dich akzeptabel ist. Dieser Ersatz sollte dem Bedürfnis deines Hundes möglichst nahe kommen - also das gleiche oder ein sehr ähnliches Verhalten ermöglichen.

 Statt Hasen zu hetzen, kann ich meinem Hund anbieten einem geworfenem Spielzeug nachzulaufen. Bitte beachte, dass es hier um das Thema Bedürfnisse befriedigen geht, nicht um das Thema wie gehe ich mit Jagdverhalten um. Auch einem Hundekeks hinterher zu hetzen kann für so einen Hund wesentlich befriedigender sein, als es „nur“ aus der Hand zu fressen. Das sind ganz einfache Maßnahmen, die das Leben für deinen Hund schöner machen.

Ich appelliere auch sehr dafür, mit deinem Hund zu spielen, wenn es ihm Spaß macht. In unserem obigen Beispiel mit mir an einem Zottel zu zerren. Und schon habe ich ggf. ein wichtiges Bedürfnis befriedigt. Die Erregung steigt dabei an. Erregung an sich ist nichts Negatives, solange ich weiß, wie ich meinen Hund bei der Selbstregulation unterstützen kann. Das kann man mit entsprechender Anleitung wunderbar üben. Dann ist Spiel mit dem eigenen Hund sehr wertvoll.

 

Und hier siehst du bereits, wie du Bedürfnisse, die du nicht erfüllen kannst aufgreifen und auch zur befriedigenden Beschäftigung einsetzen kannst. In unserem Beispiel könnte man Wurfspiele oder auch Futterspiele, die ein kurzes Nachjagen und Nachspringen ermöglichen, immer wieder einsetzen.

 

Aus so einer Hitliste kann man noch sehr viel mehr als nur die Bedürfnisse ableiten. Für den Beginn, fokussiere dich aber darauf, welche Bedürfnisse da sind, welche du davon häufig erfüllen kannst und welche ggf. unerfüllt sind und was für einen Ersatz du dafür finden kannst. Dann hast du schon eine wunderbare Basis für einen zufriedenen Hund. 😉

 

Beispiel Nasenarbeit

Oft wird gesagt, Nasenarbeit sei so toll für Hunde und laste das Nasentier Hund perfekt aus.

Pauschal kann man das so nicht sagen. Die meisten Hunde – aber nicht alle – setzen gerne ihre Nase ein. Es gibt aber auch Hunde, die lieber auf Sicht arbeiten würden. (viele Hütehunde, viele Windhunde).

Für diese Typen eignen sich ggf. Sichtspiele sehr gut oder Mischformen. Sie könnten beispielsweise über eine bestimmte Distanz ein Objekt oder ein Target anlaufen, Bäume umrunden oder etwas mit dem Blick verfolgen. Hier darfst du kreativ sein, denn da ist noch nicht so viel auf dem „Markt“. 😉 Oder frag bei guten Trainern nach Ideen und Unterstützung.

 

Mantrailing (gezieltes Verfolgen einer menschlichen Geruchsspur) ist in aller Munde und wird gerne in Zusammenhang mit artgerechter Beschäftigung genannt. Auch hier gilt es zu schauen, ob es für den eigenen Hund wirklich bedürfnisbefriedigend ist. Für die einen ist Mantrailing hervorragend geeignet, für die anderen wiederum total frustrierend, weil sie lieber herumwuseln möchten und etwas aufstöbern.

 

 

DIE SCHATZSUCHE – BEI HUNDEN BELIEBT

 Was ich im Bereich der Nasenarbeit sehr gerne mit meinen Mensch-Hund Teams aufbaue, ist die Schatzsuche, eine kleine Stöbersuche. Der Hund darf Stöbern, was ja sonst meistens unerwünscht ist. Das ist eine Form der Suche, die sehr vielen Hunden Spaß macht, weil sie relativ frei wählen können, wie sie suchen und ich zusätzliche Bedürfnisse wie Packen, Tragen, Zerreißen, Fressen individuell mit aufgreifen kann. Und was ich so daran liebe ist, dass es so einfach geht und rasch in den täglichen Spaziergang eingebaut werden kann – mit kaum zusätzlichem Equipment oder Aufwand. Damit kann ich täglich Bedürfnisse befriedigen.

 

 

Dein Geschenk

 Ich freue mich, wenn du Lust hast die Schatzsuche mit deinem Hund zu erlernen. Im März 2023 findet der Schatzsuchekurs Online mit 3 Live-Onlinetreffen statt.

 

Wenn du bei der Kursanmeldung „Codewort VÖHT“ angibst, bekommst du als Geschenk ein kostenloses Kurz-Feedback auf deine Top 20 Liste (die du mir während des Kurses schicken kannst).

Infos zum Schatzsuche-Kurs findest du auf meiner Webseite unter https://www.simplydog.at/schatzsuche/.

 

Ich wünsche dir und deinem Hund viel bedürfnisbefriedigende Beschäftigung. 😉

 

 

Alles Liebe

Sigrun

Simply Dog – Hundetraining mit Herz und Verstand statt Druck und Strafe

https://www.voeht.at/sigrun-h-schwaiger/

www.simplydog.at

https://www.simplydog.at/schatzsuche/

 

 

Anmerkung der VÖHT:

Die Blogtexte geben die individuelle Meinung und Herangehensweise der Autorin, des Autors wieder.